Eva-Maria Schaller
Die erste Performerin aus dem WORKSPACE-Residencyprogramm probte im SZENE Studio.
„Im Moment fällt fast alles Wesentliche, das meinen Beruf ausmacht, weg“, schrieb die Choreographin Eva-Maria Schaller im Frühjahr 2020, kurz nach dem Inkrafttreten des ersten covid-bedingten Lockdowns im Tanz-Blog corpusweb.net und präzisierte weiter, was in der Arbeit einer Tänzerin derzeit fehlt: „der reale physische Kontakt mit Menschen beim Proben und Trainieren, die kreative oder pädagogische Arbeit mit Bewegung und Präsenz anderer, die Arbeit mit der Resonanz, mit der Lebendigkeit von körperlicher Präsenz und der Energie, die durch die Bewegung mehrerer (tanzender) Menschen im Raum entsteht; und es fehlt (mir), all dies mit einem gemeinsamen, physischen Publikum zu teilen, das durch seine körperliche Anwesenheit all die Nuancen des Theaters, des Tanzes wahrnehmen kann und nicht eine zweidimensionale, vollkommen aller Sinnlichkeit beschnittene digitale Version davon bekommt – the medium is the message. Trotzdem höre ich nicht auf, die Welt durch die Augen des Tanzes wahrzunehmen…“
Und darum hat sie alleine an ihrem Choreographieprojekt „Recalling Her Dance“ weitergearbeitet und sich in den vergangenen Jänner-Tagen – als erste Künstlerin des WORKSPACE 2021, unseres Residency-Programms – im SZENE-Studio weiter mit Biographie und Werk der Tänzerin Hanna Berger (1910 – 1962) auseinandergesetzt. Berger war eine der markantesten Vertreterinnen des Modernen Tanzes in Österreich und als Kommunistin im NS-Widerstand aktiv. Am Anfang dieser Auseinandersetzung stand ein besonderer Moment für Schaller: „Die Unbekannte aus der Seine“, ein Solo Hanna Bergers aus dem Jahr 1942, wurde 2018 an sie übertragen, um diese Choreographie für die Nachwelt lebendig zu halten.
Die 1985 in Wien geborenen Eva-Maria Schaller kam an der Ballettschule der Wiener Staatsoper erstmals mit professionellem Tanz in Berührung, später studierte sie zeitgenössischen Tanz an der Hochschule Codarts Rotterdam. Während und nach ihrem Studium tanzte sie international bei Kompanien wie jener von Emio Greco|PC (SZENE 2012) und in Wien u.a. in diversen Produktionen mit Christine Gaigg/2nd nature. 2019 erhielt sie den „Hoffnungsträgerin“-Award der renommierten Fachzeitschrift „tanz“.